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Der Fischer

Die Geschichte ist nicht neu, und stand auch schon mal vor 4 Jahren hier auf anders|denken. Dennoch finde ich dass sie sich ein Da Capo verdient. Warum?

Schauplatz 1
Neulich, nach einem langen Workshoptag, hat der Inhaber eines Restaurant diese Geschichte erzählt. Die Zuhörer – Manager verschiedener Unternehmen – haben gelacht. “Was für ein netter Witz. Den sollte man sich doch glatt merken. Übrigens: Haben Sie von der jüngsten Entwicklung bei Roche gehört…”

Schauplatz 2
Ich sitze in einer ruhigen griechischen Strand-Taverne. Am Nebentisch ein Manager aus der Schweiz. Er liest das Handelsblatt. Sein kleiner Sohn spielt am Fussboden. Seine Frau starrt mit leerem Blick auf das Meer hinaus.

“Schön ist es hier…”, ringt sie um die Aufmerksamkeit ihres Mannes.
“Mhm…”, meint dieser, ohne dabei von seiner Zeitung loszulassen.

Auch für dich, lieber Manager aus der Schweiz, hier noch einmal eine kleine Geschichte zum Nachdenken – und zum Belächeln.


Ein New Yorker Börsenmakler stand in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf am Pier und beobachtete, wie ein kleines Fischerboot mit einem Fischer an Bord anlegte. Er hatte einige riesige Thunfische geladen. Der Amerikaner gratulierte dem Mexikaner zu seinem prächtigen Fang und fragte wie lange er dazu gebraucht hatte.

Der Mexikaner antwortete:
“Ein paar Stunden nur. Nicht lange.”

Daraufhin fragte der Manager, warum er denn nicht länger auf See geblieben ist, um noch mehr zu fangen. Der Fischer sagte, die Fische reichen ihm, um seine Familie die nächsten Tage zu versorgen.

Der Makler wiederum fragte:
“Aber was tun sie denn mit dem Rest des Tages?”

Der mexikanische Fischer erklärte:
“Ich schlafe morgens aus, gehe ein bisschen fischen, spiele mit meinen Kindern, mache mit meiner Frau Maria nach dem Mittagessen eine Siesta, gehe in das Dorf spazieren, trinke dort ein Gläschen Wein und spiele Gitarre mit meinen Freunden. Sie sehen, ich habe ein ausgefülltes Leben.”

Der New Yorker meinte:
“Ich bin ein Harvard Absolvent und verdiene eine Menge Geld darin, Leute zu beraten. Ihnen helfe ich gerne kostenlos weiter.

Sie sollten mehr Zeit mit Fischen verbringen und von dem Erlös ein größeres Boot kaufen. Mit dem Erlös hiervon wiederum könnten sie mehrere Boote kaufen, bis sie eine ganze Flotte haben.

Statt den Fang an einen Händler zu verkaufen, könnten sie direkt an eine Fischfabrik verkaufen und schließlich eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen. Sie könnten Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren.

Sie könnten dann dieses kleine Fischerdorf verlassen und nach Mexiko City oder Los Angeles und vielleicht sogar New York umziehen, von wo aus sie dann ihr florierendes Unternehmen leiten.”

Der Mexikaner hatte aufmerksam und schweigend zugehört: “Und wie lange wird dies dauern?” – “Hmmm…”, überlegte der Manager, “So etwa 15 bis 20 Jahre.” Der Mexikaner fragte: “Und was dann, mein Herr?”

Der Amerikaner lachte und sagte:
“Dann kommt das Beste. Wenn die Zeit reif ist, könnten sie mit Ihrem Unternehmen an die Börse gehen, Ihre Unternehmensteile verkaufen und sehr reich werden.
Sie könnten Millionen verdienen.”

Der Fischer schüttelte unglaubwürdig den Kopf.
“Millionen? … Und was dann?”

“Dann könnten sie aufhören zu arbeiten! Sie könnten in ein kleines Fischerdorf an der Küste ziehen, morgens lange ausschlafen, ein bisschen fischen gehen, mit Ihren Kindern spielen, eine Siesta mit Ihrer Frau machen, in das Dorf spazieren gehen, am Abend ein Gläschen Wein genießen und mit Ihren Freunden Gitarre spielen.”

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